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Eine zweiwöchige Kanutour durch die Discovery Islands an der Westküste Kanadas

Aktualisiert: 14. Apr. 2023



Während sich unsere Zeit in British Columbia (BC) langsam dem Ende neigte, begaben wir uns auf ein aufregendes Abenteuer: eine zweiwöchige Kanutour rund um die Discovery Islands. Unsere Gruppe, bestehend aus neun Freund:innen und Familienmitgliedern, hatte unterschiedliche Kanutour-Erfahrung, aber wir hatten mit Liam einen erfahrenen Guide, der bereits mehrere Kanutouren an der Küste von BC geplant und durchgeführt hatte und wussten daher, dass wir in guten Händen waren.


Die Discovery Islands sind eine Inselgruppe zwischen Vancouver Island und dem Festland von BC. Einige der Inseln haben kleine Gemeinden mit regelmäßigem Fährverkehr, aber abgesehen von gelegentlichen Fischerhütten oder Villen sind sie größtenteils unbewohnt. Wie die meisten Küstenabschnitte in BC ist die Gegend um die Discovery Islands reich an maritimen Tierarten. Bei einer Kanufahrt können Adler, Wale, Delfine, Robben, Seelöwen und viele andere majestätische und weniger majestätische Kreaturen gesichtet werden. Besonders im Spätsommer und Herbst, wenn die Lachse zum Laichen zurückkehren, werden viele Tiere von dieser reichhaltigen und nährstoffreichen Nahrungsquelle angezogen.


Was die Discovery Islands so einzigartig macht, sind das sonnige Wetter und die Gezeitenströme. Wenn die Gezeiten in den umliegenden Fjorden und Buchten steigen und fallen, wird das gesamte Wasser durch die Kanäle zwischen den Discovery Islands gedrückt. An besonders schmalen oder flachen Stellen bilden sich alle 6 Stunden Stromschnellen, die mit den Gezeiten abwechselnd in die eine oder andere Richtung fließen. Das ist für die Tierwelt von großem Vorteil, da das Wasser ständig mit Sauerstoff angereichert und Nährstoffe aufgewirbelt werden. Für Bootsfahrer:innen stellt das jedoch eine einzigartige Gefahr dar, und es ist sehr wichtig, bei einer Paddeltour zwischen den Discovery Islands vorbereitet zu sein.


Routenplanung 🗺️

Es gibt zwar modernere Alternativen, aber wir nutzen super gern die riesigen Seekarten aus Papier für die Planung von Paddeltouren auf dem Meer. Es hat ziemlich viel Spaß gemacht, die Karten in unserem Wohnzimmer zu erforschen und Orte zum Zelten und Routen zu planen. Es ist eine unserer Lieblingsstrategien, Reiseberichte und Blogs zu durchforsten und dabei potenziell nützliche Infos zu erfassen, um potenzielle Zeltplätze oder interessante Orte zu finden.

Wir haben alle vielversprechenden Campingorte auf unseren Papierkarten markiert und farblich gekennzeichnet, je nachdem, ob sie kostenlos waren und wie schön sie aussahen.


Gezeitenströme 🌊

Nicht zu unterschätzen auf einer Tour durch die Discovery Islands sind die Gezeitenströme ("Tidal Rapids"). Zu den berüchtigtsten Tidal Rapids der Discovery Islands gehören die Yuculta Rapids, die Dent Rapids, Greene Point Rapids, Arran Rapids, Gillard Passage Rapids und Okisollo-Rapids. Diese Gezeitenströme sollte man auf keinen Fall bei maximaler Strömung befahren, denn die Strömung kann bis zu 7 Knoten erreichen und Strudel mit sich bringen. Die frei zugänglichen Karten des Canadian Hydrographic Service sind sehr wertvoll für die Routenplanung und sie veröffentlichen auch Strömungstabellen für alle genannten Rapids.

Im Kanu wollten wir sicherstellen, dass wir die Rapids bei möglichst geringer Strömung durchfahren (wenn die Gezeiten die Richtung wechseln), und wir planten die Route unserer Reise vor allem um die Durchquerung der Dent und Arran Rapids herum. Wir wählten den Tag im Monat, an dem an diesen beiden Rapids die geringste Strömung herrschte, und stellten sicher, dass wir Arran innerhalb des 30-Minuten-Fensters mit der geringsten Strömung durchquerten. Dabei ist zu beachten, dass die Strömungskarten nicht so genau sind wie die Gezeitenkarten und um bis zu 15 Minuten abweichen können. Gezeiten- und Strömungstabellen findet man auf der Website der kanadischen Regierung hier.


Reiseverlauf 📆

Am Tag vor unserer Abreise trafen wir uns alle im Sayward Fisherboy RV Park Motel and Resort und freuten uns darauf, unser Abenteuer zu beginnen. Während es draußen in Strömen regnete, verbrachten wir den Abend zusammengekauert drinnen und packten unsere Ausrüstung und Lebensmittel neu ein, um alles wasserdicht und einigermaßen gleichmäßig verteilt zu haben. Wir berechneten nochmal grob die Essensportionen und ließen eine ganze Menge Lebensmittel zurück, die wir für unsere Reise für zu viel hielten.

Wir hatten ein paar Hütten in dem RV Park gebucht und es war schön, die Reise mit trockenen Zelten zu beginnen. Wir setzten uns zusammen, um die Routenoptionen durchzugehen und beschlossen einen Plan für die ersten paar Tage, zumindest bis wir sicher durch die Arran Rapids kamen.


Am nächsten Morgen regnete es immer noch, aber dieser erste Tag war überraschenderweise der nasseste unserer gesamten Reise. Unsere 2 Wochen Sonne und durchgehend blauer Himmel sind sehr ungewöhnlich für das Paddeln an der Küste von BC, wo wir normalerweise davon ausgehen, dass es mindestens 1/3 der Zeit regnet. Das sonnige Wetter bedeutete jedoch auch Nachmittagswind aufgrund lokaler Konvektionsströmungen.


Wir entschieden uns für die Elk Bay Recreation Site als unseren Start- und Zielort, weil wir dort kostenlos parken konnten und für die letzte Nacht unserer Reise einen schönen Ort zum Zelten haben würden. Leider hatten wir eine Reifenpanne auf der Schotterstraße, die nach Elk Bay führte. Die unerwartete Verzögerung führte dazu, dass wir unseren Start auf den späten Nachmittag verschieben mussten, aber wir waren fest entschlossen, uns auf den Weg zu machen und unser Kanuabenteuer zu beginnen, auch wenn das bedeutete, dass wir an unserem ersten Tag nur wenig Strecke zurücklegten.


Tag 1: Elk Bay Recreation Site bis Cinque Islands (50.298113, -125.401596), Distanz ca. 4,1 km, unsere Bewertung für den Campingort: okay

Eine recht kleine Insel mit gerade genug Platz für unsere 4 Zelte unterzubringen, aber die gesamte Insel ist ein wenig schräg, also nicht optimal zum Schlafen.


Tag 2: Cinque Islands bis East Thurlow Island (50.445216, -125.324156), Distanz ca. 26 km, Bewertung: gut

Unsere Highlights an diesem Ort waren der nette Steg zum Anlegen unserer Kanus, ein großer Picknicktisch, um Essen vorzubereiten und zu verspeisen und als Überraschung - frische Garnelen. Wir kauften sie am Morgen von einem Fischerboot, das am Dock übernachtete. Die Garnelen wurden auf dem Boot tiefgefroren und für den sofortigen Verkauft verpackt, Destination Japan.🍤


Tag 3: East Thurlow Island bis Stuart Island Recreation Site (50.409286, -125.120093), Distanz ca. 18,6 km, Bewertung: sehr gut

Dieser Platz auf der Ostseite von Stuart Island gehörte zu den beiden besten Campingplätzen auf unserer Reise. Auf Stuart Island gibt es eine kleine Stadt (Big Bay), so dass hier etwas mehr los ist. Es gibt einen Schotterweg, der quer über die Insel bis zur Big Bay auf der anderen Seite führt.

Zwei Leute kamen kurz nach uns mit einem Quad an, und es stellte sich heraus, dass sie in einer schicken Fishing Lodge mit eigener Flugzeug-Landebahn auf der Insel arbeiteten. Sie kehrten später zurück und schenkten uns Limo, Chips und Schokolade, was eine willkommene Abwechslung war, wenn man bedenkt, dass wir eigentlich das Gefühl hatten, uns ziemlich weit weg von der Zivilisation zu befinden.🥤🍫


Von dem Anlegeplatz aus kann man leicht zum Eagle Lake wandern, wo wir schwimmen gingen. Das Wasser hat eine bräunliche Farbe, aber es ist trotzdem erfrischend. Der See machte seinem Namen alle Ehre, denn rund um den See hockten mindestens 20 Adler in den Bäumen. 🦅


Achtung: Um zu unserem Anlegeplatz zu gelangen, paddelten wir durch die Arran Rapids. Wir hatten das so gut wie möglich geplant, aber selbst 20 Minuten nach der Flaute gab es eine spürbare Gegenströmung. Als wir durch die Rapids paddelten, rief uns jemand von einer nahe gelegenen Lodge zu, dass wir die ersten Kanus waren, die sie je dort durchfahren gesehen hatte.


Tag 4: Stuart Island bis Rendezvous Islands (50.267880, -125.039456), Distanz ca. 24,3 km, Bewertung: gut

Eigentlich wollten wir am Südende der Rendezvous-Inseln zelten (was auch ein offizieller Campingort ist), aber eine Gruppe von Kajakfahrern war uns zuvorgekommen. Also mussten wir umkehren und gegen den Wind zum Nordende zurückpaddeln. Das war immer noch ein guter Ort zum Zelten mit vielen flachen Flächen und vielen frischen Austern. 🦪


Tag 5: Rendezvous Islands bis Teakerne Arm Provincial Park (50.198733, -124.847710), Distanz ca. 19,5 km, Bewertung: sehr gut

Wegen des herrlichen Blicks auf den Cassel-Wasserfall ist dies ein beliebter Ankerplatz für Bootsfahrer:innen. Täglich legen hier einige Leute an und wandern hinauf, um einen Blick auf den Wasserfall und/oder eine kurze Schwimmrunde im See zu machen. Wir zelteten etwas abseits des Weges auf einer großen, flachen Fläche. Es war nicht der privateste Zeltplatz, aber er war groß genug, dass wir abseits des Weges waren. Der Cassel Lake ist ein sauberer, sehr warmer See und eignet sich super zum Schwimmen. 🏊🏼


Tag 6: Teakerne Arm bis Copeland Islands Marine Park (50.02600, -124.82559), Distanz ca. 26,1 km, Bewertung: sehr gut

Wir verbrachten die Nacht auf dem North Copeland Island Campingplatz, der im Vergleich zu den anderen Orten, an denen wir bisher gezeltet hatten, sehr luxuriös war. Zu den Vorzügen gehören große hölzerne Zeltplätze, Picknicktische und gepflegte Plumpsklos. Was diesen Ort allerdings wirklich besonders machte, war der wunderschöne Sonnenuntergang, den wir beobachten durften. 🌅

Auf der BC Parks Website kann man eine Genehmigung fürs Backcountry-Camping beantragen oder man bezahlt die Gebühr von 5 $ pro Person in bar.


Tag 7: Copeland Islands bis Roscoe Bay (50.158446, -124.775055), Distanz ca. 20,8 km, Bewertung: gut

Tag 8 (Ruhetag): Roscoe Bay


Roscoe Bay ist sowohl bei Paddler:innen als auch bei Segler:innen ein beliebter Ankerplatz. Als wir ankamen, waren die schönen Grasflächen mit Feuerstellen bereits von einer anderen Gruppe von Kajakfahrer:innen besetzt. Nachdem wir den Ort ein wenig erkundet hatten, zelteten wir schließlich neben dem kurzen Pfad, der zum Black Lake führt. Es war kein idealer Standort, aber für die Nacht reichte es. Am nächsten Morgen schlugen wir unsere Zelte auf dem eigentlichen Zeltplatz auf, nachdem die andere Gruppe abgereist war. Da wir beschlossen hatten, einen Ruhetag einzulegen, paddelten die meisten unserer Gruppe zum Start der 7,7 km langen Wanderung auf den Llanover Mountain. Der Aussichtspunkt auf dem Gipfel bietet einen tollen Blick auf die Gegend. 🏞️


Tag 9: Roscoe Bay bis Gastineau Bay (Toba Inlet) (50.358023, -124.740013), Distanz ca. 28,2 km, Bewertung: okay

Toba Inlet ist ein 35 km langer Fjord und ein guter Ort, um Grizzlybären zu beobachten, vor allem weiter rein in Richtung Festland. 🐻 Wir hielten Ausschau nach Bären, die an der Küste auf Nahrungssuche sein könnten, aber wir hatten auf dieser Reise kein Glück, welche zu sehen. Wir wollten uns aber auch einige der vielen Wasserfälle ansehen. Es dauerte lange, einen Übernachtungsort zu finden, und wir erkundeten zunächst 2-3 andere mögliche Plätze. Der Zeltort war nicht sehr hell und hatte ein Hornissennest in der Mitte, aber der Strand war toll zum Schwimmen und hatte einen großen Treibholzstamm, der die perfekte Plattform für einen Sprung ins Wasser bot.


Tag 10: Gastineau Bay (Toba Inlet) bis West Redonda Island (50.291183, -124.931523), Distanz ca. 18,5 km, Bewertung: gut

Am nächsten Tag sahen wir südlich von diesem Platz einen schöneren Campingplatz mit mehr Sonnenlicht und Wasserzugang (50.289088, -124.935977), aber wir hatten trotzdem genug Platz für unsere Zelte. Wir haben an diesem Tag sogar einen Geburtstagskuchen mit unserem Outback-Ofen gebacken. 🎂


Tag 11: West Redonda Island bis Read Island (vielleicht 50.18462, -125.04997), Distanz ca. 17,6 km, Bewertung: so lala

Am 11. Tag sahen wir endlich einen Wal. 🐋 Er war ziemlich weit entfernt, aber wir waren trotzdem fasziniert und beobachteten ihn eine Weile. Der Campingplatz war ziemlich verfallen und hatte ein paar Schuttreste von einem alten Gebäude herumliegen. Wir hatten in der Nähe kein Trinkwasser gesehen, aber wir fanden einen noch nicht ganz ausgetrockneten Bach, als wir ein wenig durch den Busch wanderten.


Tag 12: Read Island bis Peck Island (50.224280, -125.152016), Distanz ca. 22,4 km, Bewertung: sehr gut (kein Trinkwasser dort, deshalb holten wir Wasser aus der Quelle am Hoskyn Channel Landing)

Der Tag, an dem wir unser gelbes Kanu verloren - ein unglücklicher Tag, der uns jetzt immer eine Geschichte erzählen lässt. Wir wussten im Voraus, dass Peck Island von den Surge Narrows Tidal Rapids umgeben sein würde und dass wir unsere Durchfahrt wieder bei schwacher Strömung planen mussten. Wir hatten beschlossen, die Nacht auf Peck Island zu verbringen, damit wir die Rapids noch vom Ufer aus beobachten konnten. Wir kamen gerade an, als die Flut einsetzte und alles ruhig war, aber wir konnten beobachten, wie sich die Strömung rund um unsere kleine Insel zu einer Strömung der Klasse 2 oder 3 steigerte. Als sie wieder abebbte, sprangen wir mit unseren Schwimmwesten hinein und nahmen das gelbe Kanu mit. Wir hatten nicht bemerkt, dass das Kanu weder Bulkheads noch Auftriebskörper hatte. Als es umkippte, sank es sofort in einen Strudel hinunter, und wir sahen es nie wieder, obwohl wir hofften, dass wir es weiter flussabwärts wieder auftauchen sehen würden. Ein Kanu weniger...


Tag 13: Peck Island bis Elk Bay (50.27453, -125.42669), Distanz ca. 26,1 km, Bewertung: sehr gut

Immerhin waren unsere Taschen mittlerweile viel leichter, da wir den Großteil unseres Essens verzehrt hatten, wodurch wir die zusätzlichen Passagiere und die Ausrüstung aus dem gekenterten Kanu in den verbleibenden drei Kanus unterbringen konnten. Zu dritt in einem Boot zu sitzen war nicht ultra bequem, also paddelten wir an einem Tag den ganzen Weg zurück zur Elk Bay. Am Copper Point gab es eine Strömung, die gerade aufkam, als wir uns näherten, aber wir konnten sie leicht umgehen, indem wir einen Umweg über die Diamond Bay nach Grand Island machten, eine etwas längere, schmale und flache Passage mit kaum Strömung.

Bei der Ankunft in der Elk Bay war es ziemlich nett, mal wieder so richtig viel Platz zu haben, um unsere Sachen auszubreiten und ein letztes gemeinsames Essen vor dem großen Abschied zu genießen. 👋🏼


Warum wir uns für Kanus statt für Kajaks entschieden haben 🛶

Beim Paddeln auf dem Meer sind Kajaks dem Kanu in vieler Hinsicht überlegen. Kajaks haben ein niedrigeres Profil als Kanus, wodurch sie weniger anfällig für Wind und Wellen sind. Die Form eines Kajaks macht es möglich, leichter und effizienter durchs Wasser zu gleiten. Trotzdem wollten wir unsere Paddeltour auf dem Meer mit dem Kanu machen, weil es einfach mehr Stauraum bietet und damit optimal für längere Touren ist. Von Campingausrüstung bis zu Lebensmitteln, von Angelruten bis zu Outback-Öfen und zusätzlichen Passagieren - wir hatten keine Probleme, alles unterzubringen.

Die meisten der tollen Fotos wurden von unserer Freundin und hervorragenden Fotografin Heather Bonaker-Hofmans aufgenommen. Mehr von ihrer Arbeit findet ihr hier.

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