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450 Kilometer mit dem Seekajak in Flores, Indonesien

Aktualisiert: 12. Aug. 2024

Über ein Jahr vor unserer Reise saßen wir zuhause, das teuer bestellte Kartenmaterial aus Indonesien auf dem Boden ausgebreitet; unsere erste Investition in diese Reise, ein Kauf, der bedeuten sollte: Wir machen das. Sind mit dem Finger über die Karten gefahren und haben uns vorgestellt, wie es wohl wäre, mit dem Kajak entlang der Küste von Flores zu reisen. Haben angefangen zu recherchieren und eine Powerpoint-Präsentation für Freund:innen und Familie vorbereitet, um jemanden davon zu überzeugen, uns auf dieser Expedition zu begleiten.


Als sich das Flugzeug also der Landesbahn des kleinen Inselflughafens näherte und wir aus dem Fenster auf die paradiesische Natur um uns herum blickten, fiel es erst noch schwer zu begreifen, dass wir tatsächlich in Labuan Bajo angekommen waren - diesem Ort, der bis dato in weiter Ferne lag, sich aber durch unzählige unserer Unterhaltungen geschlängelt hatte und mit so viel Vorfreude behaftet war.


Eine 4-tägige Bootstour durch den Komodo-Nationalpark vor unserer Kajakreise


Obwohl die Insel Flores größtenteils katholisch ist, leben in vielen Städten und Dörfern gemischte Bevölkerungen. Auf unserer 23-tägigen, 450 Kilometer langen Kajakreise vom westlichen Zipfel von Flores bis zum kleinen Dorf Kawaliwu im Osten kamen wir an vielen Fischerdörfern vorbei und konnten oft schon aus der Ferne den Ruf des Muezzins zum Gebet während des Ramadan hören. Die Menschen an Land und die Fischer auf dem Wasser beobachteten uns neugierig, wenn wir

vorbeipaddelten. Kinder rannten am Strand entlang und grüßten uns mit „Hello Mister!“

Sobald wir an einem Dorf anlegten, kam eine Traube Menschen auf uns zu, sie riefen anderen Dorfbewohner:innen zu, dass sie sich auch mal diese eigenartigen Menschen in den bunten Kajaks anschauen sollten und wollten unbedingt Fotos mit uns machen. Wir waren so viel Aufmerksamkeit nicht gewohnt, aber versuchten in unserem gebrochenen Indonesisch zu erklären, wer wir waren, wo wir herkamen und wo wir hinwollten. Die Menschen reagierten meist mit großen Augen und einem erstaunten Ausruf von „Aiiii Maumere!“, wenn wir ihnen vom Endziel unserer Reise erzählten.


Schon in den ersten Tagen hatten wir viele schöne Begegnungen mit Einheimischen:

  • Ein Fischer in seinem Boot ließ sich nicht davon abbringen, uns den größten Fisch zu schenken, den er an dem Tag bisher gefangen hatte.

  • Ein Mann und seine zwei Söhne, die im Wald hinter einem abgelegenen Strand lebten, führten uns zu ihrem Brunnen, damit wir unsere Wassersäcke auffüllen konnten. Sie beobachteten dann staunend, was wir alles aus unseren Kajaks herauszogen und wie wir unsere Zelte aufstellten. Der Mann schüttelte ungläubig den Kopf, als wir stolz verkündeten: „Rumah kami!“ (unser Haus).

  • Eine Gruppe Bauern, die auf dem Heimweg von ihren Feldern war, war überrascht, uns am Strand zelten zu sehen. Sie kamen rüber, um uns zu begrüßen. Einer von ihnen fragte, ob wir Kokosnüsse mochten, und bevor wir überhaupt antworten konnten, war sein Freund bereits 15 Meter an der nächsten Palme hochgeklettert und ließ mindestens 10 Kokosnüsse nacheinander herunterfallen.

  • An einem anderen Strand trafen wir ein junges Mädchen - die einzige in ihrem Dorf, die Englisch sprach und sich die Sprache mit Popsongs selbst beigebracht hatte. Sie konnte ihr Glück kaum fassen, dass wir (drei von uns) genau wie Justin Bieber aus Kanada kamen - sie umarmte uns immer wieder und rief mehrmals "I am so happy!", als hätte sie gerade ihren Lieblingssänger persönlich getroffen. 🙃


Es gab viele weitere dieser freudigen Begegnungen, bei denen jeder kurze Dorfbesuch zu einem großen Treffen am Strand wurde, oft verbunden mit vielen Selfies.🤳


In einem Dorf zu Beginn der Reise wurde die Aufmerksamkeit für einige von uns etwas zu doll, also entschieden wir uns, nicht mehr direkt am Dorfstrand zu zelten. Stattdessen besuchten wir weiterhin gern die Dörfer und unterhielten uns mit den Bewohner:innen, stellten unsere Zelte jedoch weiter entfernt auf, wo wir ein bisschen mehr Privatsphäre hatten.


Jede Nacht schliefen wir zum Klang der brechenden Wellen ein und wachten mit dem Sonnenaufgang und unserem Wecker um 5:30 Uhr auf (dafür waren wir aber meistens auch schon um 19 Uhr im Bett). Die Zeit schien auf dieser Reise langsamer zu vergehen – obwohl wir 23 Tage auf dem Wasser waren, fühlte es sich an, als könnten es Monate gewesen sein.


Am letzten Paddeltag fühlten wir uns nostalgisch und versuchten, alles um uns herum nochmal intensiv wahrzunehmen: das klare blaue Wasser, die üppig grünen Hügel und die Umrisse von weit entfernten Bergen; die Sonne, die unsere Körper wärmte, und der leichte Wind, der die Hitze erträglich machte; die Greifvögel, die über uns kreisten (wobei wir uns fragten, ob sie sich an unserer Drohne störten, mit der wir versuchten, die schöne Landschaft festzuhalten); die Ruhe und Gelassenheit; und natürlich die Zeit miteinander, bevor sich unsere Wege wieder in Richtung verschiedener Kontinente trennen würden.


Diese Reise war abenteuerlich und lohnenswert. In den folgenden Abschnitten haben wir Themen zusammengestellt, die wir für nützlich halten für alle, die eine Flores-Kajaktour oder eine andere Seekajak-Expedition planen - der Ratgeber, den wir uns bei der Planung dieser Reise gewünscht hätten und der Grund, warum wir diesen Blog gestartet haben.



Warum Flores, Indonesien? 🇮🇩

Bei der Entscheidung, wo wir unsere Kajak-Expedition starten, haben wir mehrere Faktoren berücksichtigt: Wetter, Zugänglichkeit, Meeresbedingungen und Abgelegenheit. Angesichts des Zeitrahmens, in dem wir unterwegs sein wollten (zwischen Februar und April 2024), konzentrierten wir unsere Suche auf Äquatornähe bzw. auf die südliche Hemisphäre, wo die Wetterbedingungen zu dieser Jahreszeit besser zum Kajakfahren geeignet wären.

Als erstes war Patagonien in Chile unser Favorit, doch das unvorhersehbare Wetter, die extreme Abgelegenheit und die Schwierigkeit, Genehmigungen der Küstenwache zu erhalten, schreckten uns ab. Daher richtete sich unser Blick dann auf mildere und dichter besiedelte Inselgruppen wie die Philippinen und Indonesien.

Die Insel Flores erwies sich als verlockende Option mit ihrer Kombination aus ruhiger See (jedenfalls an der Nordküste), trockenerem Klima (und daher nicht so dschungelartig), wunderschöner Küste und vielen Fischerdörfern. Flores schien ideal für eine einfache Kajaktour mit ausreichend Versorgungsmöglichkeiten entlang unserer Route. Unsere größten Herausforderungen waren nicht der Ozean, sondern die Kommunikation mit den Einheimischen und die Suche nach Campingplätzen und Trinkwasser.

Die Fischerdörfer entlang unseres Weges boten uns eine tolle Gelegenheit, mit den Menschen vor Ort in Kontakt zu kommen und ihre Lebensweise in dieser atemberaubenden Natur kennenzulernen.




Kajaks 🛶

Labuan Bajo, am westlichen Ende von Flores gelegen, ist der Ausgangspunkt für viele Bootstouren in den Komodo-Nationalpark. Dieser Park ist zu einem immer beliebteren Ziel für Freizeit- und Abenteuertourismus geworden und ist vor allem für seine Tauchmöglichkeiten und die Komodowarane, die größten Eidechsen der Welt, bekannt.


Da es in Labuan Bajo viele Reiseagenturen gibt und zwei von diesen geführte Kajaktouren anbieten, waren wir positiv überrascht, als eines der Unternehmen anbot, dass wir ihre Kajaks für unsere einmonatige Reise mieten könnten. Nach einer Weile antworteten sie jedoch nicht mehr auf Liams E-Mails und als er sich sechs Wochen vor unserem geplanten Abreisedatum nochmal bei ihnen meldete, teilten sie uns mit, dass die Kajaks, die wir mieten wollten, derzeit in der Reparatur waren und auf Ersatzteile warteten und somit nicht verfügbar wären. Panik machte sich breit, da wir keine Ahnung hatten, ob wir rechtzeitig neue Kajaks finden würden oder ob es in Flores überhaupt noch andere Tourenkajaks zu mieten gab. Wir waren jedoch entschlossen, eine Lösung zu finden und machten uns an die Arbeit.


Wir wandten uns an einige Kajak Guides in Labuan Bajo, um zu fragen, ob einer von ihnen eine Idee hatte, wo wir Kajaks mieten könnten. Wir hatten dort kein Glück und entschieden uns schließlich, vier neue Seabee-Tourenkajaks bei Tokopedia zu bestellen, einer großen indonesischen E-Commerce-Plattform. Es waren Kajaks von geringerer Qualität aus Kunststoff und wir gingen davon aus, dass sie nicht sehr bequem sein würden oder der Stauraum begrenzt sein würde, aber sie waren brandneu und würden unsere einmonatige Reise wahrscheinlich ohne Zwischenfälle überstehen.

Bemerkenswerterweise kamen die Kajaks, die aus Jakarta verschifft wurden, innerhalb von zwei Wochen in Labuan Bajo an und wurden an Flori geliefert, einen der Kajak Guides, mit denen wir in Kontakt gestanden hatten. Er ließ uns seine Adresse für die Anlieferung verwenden und wir konnten die Kajaks bis zu unserer Ankunft in seinem Garten lagern. Wir zahlten ungefähr 11 Millionen Rupiah pro Kajak inklusive Versand (ca. 630 €), was ungefähr dem Preis entsprach, den wir sowieso für die Miete zu zahlen erwartet hatten.


Wir waren unglaublich erleichtert und glücklich, dass alles so gut geklappt hat und unsere Reise wie geplant starten konnte. Nach unseren 23 Tagen auf dem Wasser haben wir die Kajaks mit J&T Cargo von Larantuka zurück nach Labuan Bajo verschifft. Jetzt gehören die Kajaks Flori, und er vermietet sie in Labuan Bajo. Wenn du also ein Kajak-Abenteuer in Flores planst, solltest du ihn unbedingt kontaktieren.




Campingplätze ⛺️

Strände, Strände überall 🏝️

Zunächst einmal: Man kann eigentlich überall an der Küste, wo es Sand gibt, einen guten Platz zum Zelten finden. Es gibt manchmal kilometerlange Mangrovenabschnitte, aber wir konnten immer viele Strände finden, an denen man campen konnte. Vor unserer Reise haben wir dazu aber auch ziemlich viel recherchiert und die Orte ausgecheckt, an denen DJN (eine Gruppe indonesischer Kajak Guides, die einige Monate vor uns die gesamte Insel umrundet hatten) gezeltet hatte. Wir fanden auch die Satellitenansicht von Google Maps überraschend nützlich, um potenzielle Campingplätze zu erkunden, und speicherten alle vielversprechenden Orte auf unserer Karte.



Wann immer wir auf Menschen trafen, fragten wir: „Boleh tidur di sini?“ (Dürfen wir hier schlafen?). Ihre Antwort war immer ein herzliches „Boleh, boleh“ in einem Tonfall, der ausdrückte, dass wir das natürlich dürfen und nicht fragen müssten.


Meistens planten wir am Abend unseren nächsten Paddeltag und peilten einen Strand 20-25 km weiter entlang der Küste an. Dies klappte in der Regel gut, obwohl wir manchmal weiter als geplant paddelten, da wir bei sehr ruhigem Wasser die Buchten überqueren und jedes Mal ein paar Kilometer einsparen konnten. Hier sind einige unserer Lieblingscampingplätze:


Sebabi Island, Tag 1

Koordinaten: -8.363709, 120.031761

Unser Camp für die erste Nacht war auf der Insel Sebabi. Wir hatten den ganzen Ort für uns alleine und es war der perfekte Einstieg in die Reise nach einem windigen ersten Paddeltag. Liam entdeckte eine ganze Horde Affen!


Ketebe Beach , Tag 4

Koordinaten: -8.265698, 120.413969

Dieser Strand hatte alles, was wir brauchten: frisches Trinkwasser, freundliche und neugierige Dorfbewohner:innen und grasende Kühe um uns herum. Es gab auch Bänke und Tische, die als gemütliche Kochstation dienten.



Pasir Putih Beach, Tag 6

Koordinaten: -8.267619, 120.624821

Dies war ein wunderschöner, abgeschiedener Ort zwischen Reo und Pota. Der weiße Sand und das klare Wasser machten es zu einem der malerischsten Campingplätze auf unserer Reise.



17 Islands Nationalpark, Nunsa Rutong , Tag 11

Koordinaten: -8.389527, 121.059529

Das Paddeln zu dieser Insel hat Spaß gemacht; wir vergessen mal die vielen Ratten und den Müll auf der Insel... Am Morgen vor der Abfahrt waren wir schnorcheln und haben viele Korallen und Fische gesehen.



Koordinaten: -8.577210, 121.411255

Zahlreiche Schatten spendende Bäume und Holzpavillons laden zum Zelten ein.


HIA Beach , Tag 21

Koordinaten: -8.386394, 122.646214

Dies war ein weiterer schöner Strand in der Nähe eines Dorfes, wieder mit vielen Pavillons zum Abhängen.


Unterkünfte entlang der Strecke

Außer in unseren Zelten zu schlafen, haben wir unterwegs in ein paar Gästehäusern übernachtet, um uns auszuruhen, zu duschen und unsere Batterien (im wahrsten Sinne des Wortes + unsere Powerbanks) wieder aufzuladen. 🔋


Reo: Khalifa Inn

Wir paddelten 2 km den Reo River hinauf und ließen unsere Kajaks am Flussufer in der Nähe dieser einfachen Privatunterkunft neben anderen dort angedockten einheimischen Booten zurück. Die Menschen, die am Fluss leben, waren unglaublich freundlich; sie riefen ihre Nachbar:innen herbei, machten viele Fotos mit uns und boten uns etwas zu essen an. Wir hatten von DJN mitbekommen, dass im Reo River möglicherweise ein Salzwasserkrokodil leben würde, aber wir hatten weder eines gesehen noch von den Einheimischen davon gehört.



Zwischen Pota und Riung: 4 Pohon Ecolodge („Les 4 Arbres“)

Diese von einer französisch-indonesischen Familie geführte Eco Lodge war ein perfekter Rückzugsort. Wir haben unseren Aufenthalt sogar um eine zusätzliche Nacht verlängert, um uns einen wirklich richtigen Entspannungstag zu gönnen und die Ruhe des Ortes zu genießen.



Maurole: Penginapan NaVaS

Ein recht nettes Gästehaus in einer Kleinstadt mit freundlichen Dorfbewohner:innen. Tagsüber schien es normal zu sein, dass es keinen Strom gab (zumindest als wir dort waren), sodass nach Sonnenuntergang die Straßen eine Zeit lang vom Kerzenlicht der Essensstände erhellt wurden, was eine gemütliche Atmosphäre erzeugte, bevor der Strom einige Zeit später wieder da war.


Maumere: Rindu Lokaria Homestay & Pantai Paris

Auf der Durchreise durch Maumere übernachteten wir in Rindu Lokaria und trugen unsere Kajaks zur Privatunterkunft. Nachdem wir unsere Kajaktour beendet hatten, fuhren wir mit dem Bus von Larantuka nach Maumere zurück und übernachteten im Pantai Paris.




Wind & Wetter ☀️

Die Temperaturen lagen tagsüber meist über 30 Grad Celsius und aufgrund der Luftfeuchtigkeit und des fehlenden Schattens fühlte es sich oft noch heißer an. In der ersten Nacht waren wir überrascht, wie heiß es im Zelt wurde, und waren sehr froh, dass wir unseren Schlafsack mit unserem anderen zusätzlichen Gepäck in Labuan Bajo zurückgelassen hatten. Wir hatten beschlossen, nur dünne Innenschlafsäcke mitzunehmen, und die waren mehr als ausreichend. Nach dieser ersten verschwitzten Nacht im Zelt befestigten wir unser Zeltdach an einer Seite, ließen es aber zusammengebündelt neben dem Zelt, damit etwas Luft durch das Zelt zirkulieren konnte. Wenn es anfing zu regnen oder die Möglichkeit bestand, dass neugierige Dorfbewohner:innen nachts vorbeikamen, warfen wir es schnell über das Zelt und befestigten es auf der anderen Seite.


Der April ist in Flores das Ende der Regenzeit, daher erlebten wir gelegentliche Regenschauer, die immer eine willkommene Abwechslung waren. Sie kühlten uns ab und wuschen zumindest für kurze Zeit den Schweiß und das Salz weg, die an unseren Körpern klebten. Die Regenstürme konnten schnell einsetzen, brachten oft starken Wind mit sich und beeinträchtigten die Sicht. Sie dauerten jedoch nicht sehr lange an.



An den meisten Tagen war das Wasser bemerkenswert ruhig, oft spiegelglatt mit minimalem Wellengang. Die Windgeschwindigkeiten waren im Allgemeinen mild, normalerweise zwischen 1 und 3 Knoten; damit war das Paddeln meistens ruhig und einfach. Der erste Tag war mit 10 Knoten Wind eine Ausnahme und ein etwas holpriger Start. An nur wenigen anderen Tagen hatten wir 5-6 Knoten Wind und nur einen Tag mit größeren Wellen, bei denen sich Annika auf dem Wasser nicht wohlfühlte. Auch die Windrichtung spielte eine entscheidende Rolle und wir prüften jeden Morgen die Wettervorhersage auf unserem Garmin inReach, um einigermaßen vorbereitet zu sein.


Wir trugen beim Kajakfahren jeden Tag die gleiche langärmelige, sonnenschützende Kleidung, was zu einem Gefühl fast ständiger Schmutzigkeit führte. Die einzigen Hautstellen, die der Sonne dauerhaft ausgesetzt waren, waren unsere Hände (einige von uns trugen Handschuhe) und unser Gesicht, insbesondere unsere Lippen. Wir hatten von Anfang an einen Monatsvorrat an Sonnencreme dabei, weil wir nicht damit rechneten, in den kleineren Städten entlang der Strecke welche zu finden, was sich auch als richtig herausstellte. Eine große Empfehlung unsererseits ist es, einen kegelförmigen Hut im vietnamesischen Stil mitzubringen - der hat uns sehr effektiv vor Sonne und Regen geschützt. Wenn man dann noch ein Band daran befestigt, damit er nicht im Wind verloren geht, kann es losgehen!



Bei den Temperaturen war die Flüssigkeitszufuhr natürlich super wichtig, und wir tranken mindestens 2 Liter Wasser pro Tag. Annika hatte auch immer Elektrolyte in ihrem Wasser, um die Mineralien wieder aufzufüllen, die sie ausschwitzte.



Essen & Wasser 🍛

Bevor wir Labuan Bajo verließen, deckten wir uns mit dem Nötigsten ein, darunter Reis, Nudeln, Bohnen, Linsen, Zucker, Mehl, Hafer, Öl und verschiedene Pulver (Kuhmilch-, Kokosmilch-, Suppen- und Backpulver). Außerdem brachten wir verschiedene Gewürze, Soßen und Trockenwaren wie Pilze, Tamarinde und Datteln mit. Unsere Proteinquellen waren getrocknete Hülsenfrüchte, Nüsse, Tempeh und sicher verpackte Eier (die wir in einem von zuhause mitgebrachten eierkartonförmigen Plastikbehälter transportierten). Delias getrockneter Hummus, homemade in Canada, war eine praktische Mittagsoption, die nur ein wenig Wasser brauchte, um sich wieder in leckeren Hummus zu verwandeln.


Wir kauften auch frisches Gemüse (z.B. Chayote, Karotten, Kohl, Gurken, Zwiebeln), Obst (Bananen, Papayas, Schlangenfrüchte) und Extras (Knoblauch, Peperoni, Limetten), die normalerweise 3-5 Tage frisch blieben. In größeren Städten wie Reo, Riung und Maurole konnten wir die meisten unserer Vorräte auffüllen, obwohl es manchmal schwierig sein konnte, frisches Gemüse zu finden, wenn wir zu spät zum Morgenmarkt kamen.


Markt Pasar Rakyat Batu Cermin Labuan Bajo
Lokaler Markt in Labuan Bajo – Pasar Rakyat Batu Cermin

Unser Frühstück bestand normalerweise aus über Nacht eingeweichten Haferflocken – einer Mischung aus Haferflocken, Milchpulver, Zimt, Datteln, Tamarinde, Palmzucker, Samen oder Nüssen und Wasser. Diese Mahlzeit war einfach und nahrhaft, obwohl es uns, und besonders Delia, nach einiger Zeit eigentlich gar nicht mehr schmeckte. Normalerweise begannen wir mit der Zubereitung des Abendessens, nachdem wir gegen 16 Uhr im Camp angekommen waren (gegen 18 Uhr wurde es dunkel), und kochten über dem Feuer oder auf unserem MSR Dragonfly-Campingkocher, der mit Benzin betrieben wird, das in Städten leicht zu finden ist.



Anfangs aßen wir Reste zum Mittagessen, aber durch die Hitze wurde das Essen schnell schlecht. Wir gingen dazu über, jeden Abend Brot für das Mittagessen des nächsten Tages zu backen/dämpfen, wobei Denzils Zimtschnecken ein Highlight waren. Es war nicht immer einfach, etwas für das Brot zu finden, und abgesehen von rehydriertem Hummus gab es Chutney, Biscoff-Aufstrich, Nutella und wir waren sehr begeistert, in Riung ungesüßte Erdnussbutter zu finden. Gelegentlich gönnten wir uns ein Mittagessen in einem lokalen Warung (kleines Lokal), um die indonesische Küche zu probieren, wenn es kein allzu großer Umweg war, und waren froh, wenn der Warung unser Lieblingsgericht, Gado-Gado (gemischtes Gemüse und Reis mit Erdnusssauce) und eine kalte Limonade anbot, die wir versuchten, „sedikit manis“ (nur ein bisschen süß) zu bestellen.


Für Trinkwasser verwendeten wir einen MSR Guardian™ Gravity Purifier, der Viren, Bakterien, Protozoen, Sedimente und Mikroplastik entfernen kann. Er ist etwas hochwertiger als ein typischer Keramikfilter, aber wir wollten sichergehen, dass alle durch Wasser übertragenen Viren entfernt werden, und er schien die beste Option zu sein (im Vergleich zu Alternativen wie chemischer Wasseraufbereitung oder UV-Behandlung). Wir hatten zwei 10-Liter-MSR-Dromedary®-Beutel, die voneinander getrennt waren, damit wir den schmutzigen (ungefilterten) Beutel nicht mit dem sauberen verwechselten. Tagsüber füllten wir den schmutzigen Beutel mit Wasser aus Flüssen, Brunnen oder Leitungswasser und verwendeten den sauberen Beutel zum Auffüllen unserer persönlichen Wasserflaschen. Wir mussten höchstens jeden zweiten Tag eine Frischwasserquelle finden, um unseren Wasserbedarf zu decken.



Money, money, money 💸

"Wie viel hat euch die Reise gekostet?" war eine der am häufigsten gestellten Fragen neben "War es gefährlich?", "Was war die größte Herausforderung?" und „Wie pinkelt man aus einem Kajak?".

Hier ist eine detaillierte Auflistung der Kosten für unsere selbstgeführte Kajaktour:


Kajaks: Unsere größte Ausgabe war der Kauf von vier Seekajaks über Tokopedia (einen indonesischen Online-Marktplatz) für insgesamt 3.075 EUR inklusive Versand. Wir hatten überlegt, die Kajaks am Ende wieder zu verkaufen, aber letztendlich haben wir sie verschenkt bzw. eins davon für 200 EUR verkauft.


Medizinische Versorgung und Impfungen: Der Inhalt unseres Erste-Hilfe-Sets kostete ungefähr 50 EUR, wir brachten einige medizinische Vorräte und rezeptfreie Medikamente von zu Hause mit. Einige von uns ließen noch einige Impfungen auffrischen (Dengue, Typhus, Tollwut) und wir alle hatten vorbeugende Malariamedikamente dabei. Einige der Kosten dafür wurden von der Krankenversicherung übernommen, aber insgesamt haben wir 220 EUR für Malariamedikamente ausgegeben.


Essen: Wir aßen in kleinen Imbissen, wenn wir in größeren Orten waren, und kauften dort neue frische und haltbare Lebensmitteln auf Märkten und in Geschäften, um den Rest der Zeit zu kochen. Insgesamt gaben wir 520 EUR für Essen aus.


Benzin: Unser Campingkocher läuft mit Benzin, das sehr günstig ist. Wir haben ungefähr 4 EUR dafür ausgegeben.


Machete, Schleifstein etc.: Auf dem lokalen Markt in Labuan Bajo kauften wir eine Machete (sehr nützlich für alles, was mit Kokosnüssen zu tun hat!) und einen Schleifstein, zusammen mit verschiedenen anderen Dingen für unser Reparaturset, insgesamt 25 EUR.


Bootstransport und Versand der Kajaks: Der Transport unserer Kajaks innerhalb von Labuan Bajo (auf der Ladefläche eines Pickups) kostete 20 EUR und der Versand zurück von Larantuka nach Labuan Bajo kostete 175 EUR (das ist allerdings schon der runtergehandelte Preis).


Kommunikation: Es war wichtig für uns, im Notfall mit der Außenwelt kommunizieren zu können und wir sendeten täglich Check-in-Nachrichten. Unser Garmin inReach-Abonnement kostete 40 EUR und eine Prepaid-Satelliten-SIM-Karte 80 EUR (wir mussten das Satellitentelefon letztendlich nicht benutzen, aber es war trotzdem beruhigend, es dabei zu haben).


Wasseraufbereitung: Wir kauften speziell für diese Reise einen MSR Guardian Wasserfilter für 200 EUR, um sicherzustellen, dass wir während der gesamten Reise sicheres Trinkwasser hatten.


Unterkunft: Unterkunftskosten unterwegs, einschließlich Aufenthalten in 4 Pohon, Reo, Maurole, Maumere und Larantuka, beliefen sich insgesamt auf 245 EUR (in der Regel etwa 350.000 Rupiah für ein Doppelzimmer).


Transport: Weitere Reisekosten umfassten eine Busfahrt von Larantuka nach Maumere für 25 EUR und vier Flugtickets von Maumere nach Labuan Bajo für 360 EUR.


Vorhandene Ausrüstung: Das meiste andere Equipment, wie unsere Zelte, Schlafmatten, Kocher und Töpfe, besaßen wir bereits vorher, daher sind diese Kosten hier nicht enthalten.


Gesamtkosten: Die Summe all dieser Ausgaben beläuft sich auf ungefähr 4.800 EUR, also etwa 1.200 EUR pro Person.

Wir sind große Fans von der Tricount App, um unsere Gruppenausgaben einfach tracken und auseinanderrechnen zu können.



Gesundheit & Sicherheit ⛑️

Als wir mit der Recherche für die Reise begannen, hatten wir viele anfängliche Bedenken, über die wir mehr erfahren und die wir hoffentlich überwinden würden: Piraten, Haie, Salzwasserkrokodile, Komodowarane, Malaria und Dengue. Die meisten dieser Ängste erwiesen sich jedoch als weitgehend unbegründet.

Wir stellten schnell fest (falls wir das nicht schon wussten), dass Haie wahrscheinlich die am meisten missverstandenen Tiere auf dem Planeten sind. Es gibt keinen Grund, vor den meisten Haien im Ozean Angst zu haben, und das Risiko einer Begegnung beim Kajakfahren um Flores ist minimal. Tatsächlich kam Annika einem Schwarzspitzenhai sehr nahe, als sie vor der Kajakreise im Komodo-Nationalpark tauchen war! Die überwiegende Mehrheit der Haiarten ist im Allgemeinen scheu und meidet den Kontakt mit Menschen.


Salzwasserkrokodile gibt es immer noch in abgelegenen Teilen Indonesiens, aber sie sind auf der Insel Flores selten, da sie in den 1970er Jahren weltweit fast bis zur Ausrottung durch Menschen gejagt wurden. Die Einstellung ändert sich langsam, aber in Indonesien läuft das nur schleppend, da es dort immer noch viel Angst vor ihnen gibt. Zwischen 2006 und 2016 gab es nur drei dokumentierte Krokodilangriffe, Begegnungen sind also sehr selten. Eine der besten Möglichkeiten, sich zu schützen, besteht darin, auf lokales Wissen zu vertrauen, da die Einheimischen genau wissen, wo Krokodile vorkommen, und wertvolle Hinweise zu sicheren Camping- und Reisemöglichkeiten geben können.

Wir hatten von DJN von einem möglichen Salzwasserkrokodil am Flussufer in Reo gehört und waren daher besonders wachsam. Während unserer Tour zur 4 Pohon Ecolodge sahen wir kurz ein krokodilartiges Reptil, bevor es abtauchte, als wir mit dem Kajak den Fluss hinaufpaddelten. Es war jedoch ziemlich klein. Der Besitzer der Ecolodge versicherte uns, dass in diesem Gebiet keine Krokodile leben.


Komodowarane (die größten Echsen der Welt) bewohnen tatsächlich Teile der Nordküste von Flores, sind aber meist auf bestimmte Gebiete konzentriert. Wir waren vorsichtig und mieden diese Gebiete, indem wir an Orten zelteten, wo es keine Komodowarane gibt. Bei einer Pinkelpause entdeckte Liam Überreste von Nestern, die höchstwahrscheinlich von Komodowaranen stammten, aber das war das einzige Anzeichen, das wir von ihnen sahen.


Wir nahmen Malariamedikamente und versuchten, während der Hauptaktivitätszeiten der Mücken langärmelige Kleidung und Hosen zu tragen. Unsere Bettlaken waren mit Insektiziden imprägniert, aber da die Mücken sowieso nicht in unser Zelt durften, machte das wahrscheinlich keinen großen Unterschied.


Insgesamt haben wir uns gesundheitlich ziemlich gut geschlagen, indem wir darauf achteten, immer ausreichend Wasser zu trinken und jede Herausforderung mit Gelassenheit anzugehen! Einmal vergifteten wir uns leicht mit einigen nicht ganz durchgekochten Kemirinüssen, aber sie verursachten nur leichte Verdauungsstörungen. Gegen Ende der Reise, als wir schon wieder in Maumere waren, könnte sich Denzil möglicherweise mit Dengue-Fieber angesteckt haben, da er Fieber hatte und erschöpft war. Seine Symptome waren jedoch nicht stark genug, um einen Arzt aufzusuchen, sodass es bis heute ein Rätsel bleibt. Delia war während der ersten fünf Tage im Kajak seekrank, und überraschenderweise war sie dann, als wir wieder an Land waren, "landkrank". Wer hätte gedacht, dass es so etwas gibt? Sie konnte es mit GRAVOL® bekämpfen, und glücklicherweise gewöhnte sich ihr Körper danach daran.


Liam schnitt sich mit seinem Taschenmesser beim Öffnen einer Kokosnuss tief in die Handfläche. Aber es war eine einfache Stichwunde, und wir hatten reichlich Erste-Hilfe-Material. Annika machte sich Sorgen wegen einer möglichen Sehnenscheidenentzündung und hatte während der gesamten Reise ziemlich schmerzende Hände und Finger - definitiv vom verkrampften Festhalten am Paddel - aber es entwickelte sich nie zu einer tatsächlichen Entzündung.


Abgesehen davon haben wir uns ziemlich gut geschlagen!


Unser Garmin Inreach Mini war ein wichtiges Tool, um Sicherheit und Kommunikation aufrechtzuerhalten. Jeden Morgen nutzten wir es, um Wetter- und Windvorhersagen zu erhalten, und jeden Abend teilten wir unseren Standort und ein kurzes Gedicht mit Freund:innen und Familie. Einige Gedichtbeispiele: “In our camp arrived some curious guest, when we set up our tents they were quite impressed”, “Feeling queasy so we’re taking it easy”, “The village crowd watching us continued to grow, until Denzil felt like he was in cooking show!” oder “Continued right past our original goal, our paddling skills are out of control” 🙃.


Der Inreach funktioniert über das Iridium-Satellitennetz, sodass wir Nachrichten senden und empfangen konnten, selbst ohne Mobilfunknetz. Im Notfall würde der SOS-Knopf die örtliche Küstenwache über unseren Standort informieren und Hilfe anfordern. #BetterSafeThanSorry


Überraschenderweise hatten wir auch in etwa 60 % der Zeit ziemlich guten Handyempfang, was wahrscheinlich besser war als die Netzabdeckung in Deutschland. Dadurch konnten wir Podcasts herunterladen, unterwegs mehr recherchieren, Instagram durchstöbern und per Videoanruf bei Familienmitgliedern zum Geburtstag anrufen.


Wir fühlten uns überall, wo wir hinkamen, extrem sicher und willkommen. Wenn wir in Unterkünften in den Städten übernachteten, machte es uns nichts aus, unsere Kajaks mit weiteren Habseligkeiten darin über Nacht unbeaufsichtigt am Strand zu lassen, da die Einheimischen unglaublich freundlich waren und alles, was sie von uns wollten, waren gemeinsame Selfies. In Maumere, der größten Stadt in Flores, beschlossen wir jedoch, die Kajaks zu unserer Unterkunft zu tragen und sie nicht unbeaufsichtigt am Strand zu lassen.



Und zu guter Letzt:

Visabestimmungen & Sprache 🛂

Für uns war es einfach, ein 60-tägiges eVisum vorab zu erhalten, was wir sehr empfehlen würden. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, bei der Ankunft ein 30-tägiges Visum zu erhalten, das wir um weitere 30 Tage hätten verlängern können, was jedoch aufgrund unserer abgelegenen Standorte schwieriger gewesen wäre.


Single-entry eVisum B211: 60 Tage gültig und kann zweimal um jeweils 60 Tage verlängert werden. Der Ankunftstag ist der erste Gültigkeitstag des Visums. Sobald das eVisum ausgestellt wurde, hat man 90 Tage Zeit, mit diesem Visum nach Indonesien einzureisen (unsere Informationen stammen aus dem Januar 2024 – weitere Informationen hier).


Erforderliche Dokumente:

  • Ein mindestens sechs Monate gültiger Reisepass für die Beantragung eines Single-entry Besuchervisums mit einer Aufenthaltsdauer von 60 Tagen.

  • Nachweis über finanzielle Mittel in Höhe von mindestens 2.000 US-Dollar oder einem gleichwertigen Betrag zur Deckung der Lebenshaltungskosten ausländischer Staatsangehöriger und/oder ihrer Familien in Indonesien.

  • Eine Rückflug- oder Weiterreiseticket in ein anderes Land


Die Bearbeitungszeit für ein Besuchervisum beträgt vier Arbeitstage nach Zahlung der Gebühr. Man kann die Visumserteilung im Onlinekonto und per Email überprüfen.


Sprache:

Indonesisch („Bahasa Indonesia“) wird von über 94 % der Bevölkerung gesprochen, ist aber nur für 20 % die Muttersprache. In Indonesien gibt es etwa 700 bis 800 verschiedene Sprachen. Bahasa Indonesia ist eine relativ einfach zu erlernende Sprache, da das gleiche Alphabet wie Englisch verwendet wird. Ein wenig Vorbereitung mit Sprach-Apps wie Babbel oder Duolingo war sehr hilfreich.


Englisch ist nicht weit verbreitet und auf unserer Reise sprachen nur sehr wenige Leute Englisch. Google Translate ist eine große Hilfe – man kann es auch gut offline verwenden.



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Terima kasih Flores – für diese unvergessliche Reise.

Sonnenuntergang Fischer Pota Flores Indonesien
Ein Fischer in der Nähe von Pota, Flores

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